Die Stainzer Tracht, ein altüberliefertes Gewand, ist eine der vielen, heute noch lebendigen Trachten. Unter dem Begriff „Tracht“ stellt sich jedoch jeder etwas anderes vor. Früher war sie nichts Besonderes, denn Tracht war das, was man trug!  Formenreichtum und Farbenvielfalt, wie wir sie kennen, sind das Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses. Damit gekoppelt ist die Fertigkeit des Menschen, die Materialien, die ihm jeweils zur Verfügung standen, zu behandeln und zu verarbeiten.

Im 19. Jh. war eine Verflachung und Vereinheitlichung der Trachtenkleidung zu bemerken, beeinflusst durch politische und wirtschaftliche Umwälzung, wie auch durch verschiedene Modetrends. In dieser Zeit war es der „Steirische Prinz“ Erzherzog Johann, der sich unermüdlich der Pflege und Festigung alpenländischen Kulturgutes widmete. Ihm und seiner Frau ist es zu danken, dass die Volkstracht, die sie selbst getragen haben, in der Steiermark ein so hohes Ansehen behielt.

Auch die Stainzer verstehen ihre Tracht als altes Kulturgut, das sie lebendig erhalten wollen. So gibt es eine eigene festliche Frauentracht, ein Alltagsdirndl und eine eigene Männertracht.

Die Frauenfesttracht aus Brokatseide ist knöchellang. Eine Rüsche aus dem Kleidstoff verziert den Ausschnitt und wird auch oberhalb des Kittelrandes aufgenäht. Am Leiblrücken befindet sich der typische „Stainzer Fächer“. Die Farbe der Schürze wird dazupassend zum Kleidstoff gewählt, sie ist einfärbig und meist in schlichtem Hellblau, Hellgrau oder Schwarz. Dazu werden weiße oder hellblaue Strümpfe getragen. Ein Seidentuch, das in den Ausschnitt gesteckt wird, wertet die Festlichkeit zusätzlich auf.
Als Kopfbedeckung bei besonderen Anlässen setzen die verheirateten Frauen, die bereits „unter die Haube gekommen“ sind, „Drahthauben“ auf. Die Mädchen tragen über dem „Bodenhäu-berl“, das im Nacken mit zwei langen scharzen Seidenbändern zur Masche gebunden wird, einen „Sulmerhut“. Das ist ein flacher, breitkrempiger Strohhut mit einem langen breiten Seidenband.

Das Stainzer Alltagsdirndl ist ein weitum bekannter Blaudruck-Leibkittel. Dort wo es „Blaufärber“ in der Steiermark gab, wurde auch dieses Gewand getragen. Dazu wird eine  hellblaue Schürze umgebunden.

Die Männer tragen eine schwarze lederne Kniebundhose und hellblaue Kniestrümpfe. Der dazupassende kurze Janker wird aus grünem Tuch gearbeitet und hat am Rücken einen Hakenschlitz und zwei Falten. Die Knöpfe, vorne doppelreihig angeordnet, werden mit dem Jankerstoff überzogen. Ergänzt wird die Männertracht mit gestickten Hosenträgern oder einem roten Brustfleck.
Als typische Kopfbedeckung wird der „Bullkoglerhut“, ein hochgupfiger, schwarzer Filzhut mit bunten Schnüren, aufgesetzt. Der Hutname wurde von den sogenannten „Bullkogeln “, einer Bezeichnung für Ameisenhaufen, abgeleitet.

Als Beispiel für das Lebendigerhalten der Tracht können der Musikverein Stainz, der seit über 40 Jahren in Stainzer Tracht eingekleidet ist, und die Volkstanzgruppe Stainz, genannt werden. Aber auch bei festlichen Anlässen wie Hochzeiten, Ballveranstaltungen, Opernbesuchen u.a. m. wird sie gerne getragen. Bei Empfängen der Marktgemeinde Stainz darf die Tracht ebenfalls nicht fehlen.
Zum Glück verstehen die Stainzer diese überlieferte Gewandung noch als lebendiges Kultur-gut und nicht als musealen, veralteten und unattraktiven Schnörkel aus vergangener Zeit!