Die Marktgemeinde Stainz verwahrt ein stolzes Zeichen ihrer eigenen Gerichtsbarkeit, das gleichzeitig eine kostbare Arbeit steirischer Goldschmiedekunst darstellt.

Der Marktrichterstab kündet uns von der bewußt gewordenen Selbsteinschätzung der Bürger des Marktes in der Renaissancezeit, obwohl der Marktrichter noch vom Propst des Stiftes eingesetzt wurde. Seine Anschaffung fällt in die Zeit des Propstes LEONHARD GRASMAYR, in dessen Regierungszeit Stainz eine allgemeine Aufwärtsentwicklung erfuhr.

Der Stainzer Marktrichterstab war bisher außerhalb von Stainz nicht bekannt und ist noch nirgends publiziert worden. Er besteht aus einem Birnholzstab mit Silberbeschlägen und hat eine Gesamtlänge von 66 cm. Den Griff bildet eine Silberhülse (18 cm lang) mit einer eingravierten und datierten Inschrift in sieben Zeilen mit eingeflochtenen sehr schönen Verzierungen.

Die aufgerollte Inschrift lautet:

LEONHARDVS BROBS ZV STAINZ
SYLVESTER VINTHAGER SCHAFFER DASELBST
ADAM VON REIN RICHTER DASELB
ACTVM MICHAELIS ANNO 1568

Der Silberknauf mit einer Länge von 45 mm und einem Durchmesser von 55 mm trägt eine sehr fein gearbeitete, 54 mm hohe, silberne hl. Katharina mit Rad und großem Schwert, die Kichenpatronin.

Die Silberarbeiten tragen noch keine Punze, da die Punzierungspflicht in der Steiermark erst im Jahre 1592 eingeführt worden ist. Er dürfte mit allergrößter Wahrscheinlichkeit die Arbeit eines Grazer Goldschmiedes sein, da es damals am Lande keine Goldschmiede gab.

Der Marktrichterstab wurde im Jahre 1978 im Kunsthistorischen Museum am Joanneum in Graz fachmännisch restauriert. Der Kustodin, Frau Dr. Gertrude SMOLA, sei für ihr großes Entgegenkommen der herzlichste Dank ausgesprochen.

Im Jahre 1996 befindet sich dieser Marktrichterstab als Leihgabe bei der steirischen Landesausstellung „Schatz und Schicksal“ in Mariazell.